Dienstag, 9. Dezember 2025

Was heißt es „ich“ zu sagen?

 

Ist das „Ich“ nur Materie?

Ist das “Ich“ nur die reine Perzeption eines Körpers, mit physischen Instinkten und Bedürfnissen, die befriedigt sein wollen und müssen? Bedeutet die Intelligenz des „Ich“ nichts anderes als ein höheres Stadium der Evolution? Ist das „Ich“ ein rein animalisches Wesen, Teil eines Rudels, einer Herde, innerhalb der Natur, dessen Hauptziel es ist sich als Alfa Tier durchzusetzen? Was bedeutet für dieses „Ich“ ein „Du“? Einfach eine „Beute“ ein „Rivale“ oder eine „Unterstützung“? Ist Empathie nur möglich, wenn die Interessen von diesem „Ich“ nicht verhindert werden? Soll dieses „Ich“ nur dem Gesetz der Natur folgen, und die darwinistischen, Malthusianer Konzepte übernehmen? Das starke „Ich“ gewinnt.

Wenn das schwache „Ich“ den Lauf des „Ichs“ und der „Herde“ verhindert, soll dieses „Ich“ entweder getötet werden, oder mit anderen „Schwachen“ zusammengestellt werden, damit dieses „schwache Ich“ nicht das „stärkere Ich“ stört? Was bedeutet „starkes Ich“, was bedeutet „schwaches Ich“? Bedeutet es, dass das Starke „Ich“ lebt, der stärkste „Ich“ herrscht, und das schwache Ich, einfach nur überlebt? Der Kampf nach draußen ist gegen anderen starke „Ich“, nach drinnen kämpf das „Ich“ ständig gegen sich selbst um immer stärker zu werden.

Ist das „Ich“ ein Körper, der ähnlich wie eine Maschine seine Funktion erfüllt? Ist ein „Ich“ ein „Ich“, nur wenn er funktioniert? Soll ein „Ich“ zwischen ein „gut funktionierendes ich“ oder „schlecht funktionierendes ich“ unterschieden werden? Wem und Wozu dient diese Funktion?  Ist diese Funktion immer in Zusammenhang mit einer Interfunktion mit den anderen „ich“, die komplexer wird, je größer die Gesellschaft wird?

Ist das „Ich“ ein Sozialprodukt, das aus der Sozialinteraktion, mit den anderen „sozialen Ich“ resultiert? Was bedeutet diese Interaktion? Wer entscheidet die Hauptlinien dieser Interaktionen? Ist das „Ich“ ein Sozialprodukt, das selbst auch produziert? Ist das „Ich“ ein rein ökonomisches Wesen?

Ist das „ich“ nur Geist?

Ist das „Ich“ nur ein spirituelles Wesen in einem spirituellen Universum, dessen Körper ein Gefängnis ist, eine Art Strafe, weil dieses „Ich“, egal aus welchen Gründen, aus der höheren Ebene gefallen ist? Soll „Ich“ immer auf den Geist achten und nicht auf den Körper, wenn dieses „Ich“ sich retten will? Ist es nur verantwortlich für seine eigene Rettung oder ist es auch verantwortlich für die Rettung der anderen? Bedeutet das „Ich“ eine Trennung zwischen Körper und Geist? Darf man zwischen Intelligenz und Vernunft unterscheiden, so dass, die Intelligenz zu dem Körper, und Vernunft zu dem Geist gehört? Bleibt seinerseits der Geist zwischen Vernunft und Gefühle zerrissen?  Ist ein „Ich“ nur ein wahres „Ich“, wenn er die Probe des Lebens besteht und nach dem Tot eine Einheit mit der höheren Ebene wird? Bedeutet das Leben nur einen ständigen Kampf zwischen dem „Materiellen Ich“ und dem Geist des Bösen einerseits und dem „Spirituellen Ich“ und dem Geist des Guten, auf der anderen? Ist das „Ich“ von anderen kosmischen Präsenzen, gute oder schlechte, umgeben? Ist das „Ich“ nur von diesen kosmischen Präsenzen beeinflusst? Gibt es verschiedene Dimensionen? Gibt es Parallele Welten?  Kann dieses „Ich“ durch Magie und Wissenschaft die Kräfte des Universums studieren, verstehen und selbst beeinflussen? Ist das „Ich“ nur ein wahres „Ich“, wenn er auf sich selbst verzichtet und sich in Gottes Hand einlässt? Ist das „Ich“ nur ein wahres „Ich“, wenn das „Ich“ von einem anderen „Ich“ als wahr betrachtet werde, das heißt: wenn das „Ich“ von einem anderen „Ich“ anerkannt werde? Existiert eigentlich das „Ich“ nur wenn er von anderen „Ich“ gesehen wird? Muss dieses „Ich“ ein anderes physisches „Ich“ sein? Kann ein anderes Wesen sein? Ein Wesen aus einem anderen Planeten, aus einer anderen Dimension, ein „Ich“ namens Gotts?

Das sind die radikale gnostische, neoplatonische Lehre, magische, christliche und sogar Quant Positionen.

Welchen Unterschied gibt es zwischen einem „Ich“, das gegen den körperlichen Tod kämpft und einem „Ich“, das gegen den spirituellen Tod kämpft? Welchen Unterschied gibt es zwischen einem „Ich“, das seine inneren Fähigkeiten zu verstärken versucht, damit es mehr Chancen bekommt in der Natur und in der Gruppe zu überleben und einem „Ich“, das sein Inneres verstärkt um eine höhere Position im Universum zu erreichen? Sogar eine mögliche Einheit und Verschmelzung mit ihm.

Stimmt eine materialistische Position mit einer gnostischen Position überein? Sind wir Atomen oder Monaden? Existiert diese Übereinstimmung nur im Inhalt, aber nicht in der Richtung des Logos? Das heißt: Ist der materialistische Logos einfach die Inversion des gnostischen Logos?

Ist das „ich“ ein dualistisches Wesen?

Ist das „ich“ ein soziales Wesen in Bewegung, innerhalb eines Universums das auch in Bewegung ist dank einem Bewegungslosen Motor, das sich bewegt ohne sich selbst zu bewegen? Ist dies der Grund für das Bewegen des Körpers und der Seele? Und wenn der Körper stirbt, stirbt dann auch die Seele? Nach Ansicht von Aristoteles ist dies der Fall.

Ist das „ich“ eine Trennung zwischen Körper und Geist? Ist der Körper nur eine Maschine, wie bei Descartes?

Wandert das „ich“ zwischen Aberglauben und Robotik? Oder sind das nicht vielmehr zwei Seiten einer selben Münze? Ist das „Ich“ eine Einheit oder ist es rein „Situativ“? Was gibt dem „ich“ seine Einheit? Das Gedächtnis? Besitzt das „Ich“ ein Gedächtnis das früher als die Geburt anfängt, oder ist das Gedächtnis nur ein Teil seiner intellektuellen Fähigkeiten? Ist das „ich“, wie bei Fichte ein Absolutes ich in Vergleich zu der Welt, die ein Nicht-Ich ist? Ist ein Ich immer eine Beziehung?

Ist das „Ich“ ein einsames, solipsistiches Wesen? Ist ein „ich“ unmittelbar, in sich selbst geschlossen, unverständlich sogar für sich selbst? Ist ein „Ich“ Frei oder nicht? Gibt es ein ethisches Ich oder nur ein legalistisches?

Persönlich betrachtet, fühlt sich mein „Ich“ körperlich und geistlich als Teil eines gebundenen Universums an und glaubt an die Existenz eines Ersten Prinzips, Axioms, oder wie auch immer man es nennen möchte. Bei meinem Ich bleiben Vernunft und Gefühle unzertrennlich. Das macht mich, gebe ich zu, nicht stärker und auch nicht schwächer. Es schafft aber eine Einheit in mir selbst und mit mir selbst, und verbindet mich mit anderen Wesen. Ich glaube, dass wir bestimmte Merkmale mit den Tieren teilen, aber wir sind nicht nur Tiere. Tiere haben nur Instinkte. Wir haben Instinkte und Passionen. Passionen sind weder gut noch schlecht. Es kommt darauf an, welche Konsequenzen sie generieren. Die Tiere haben Strategien, wir haben Strategien und das menschliche Denken, das untrennbar ist mit der Imagination und der Reflexion. Tiere träumen. Wir träumen und haben Träume. Das „Ich“ als solches bleibt eine Aufgabe für einige, ein Experiment für andere, und für viele nur ein rein situatives Erlebnis.

Isabel Viñado Gascón

 (Dieser Artikel erschien erstmals in MoMo PubTalk am 29.03.2020)

 

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