Montag, 8. Dezember 2025

Erkennen und Verstehen

 

Zwei Menschen erkennen ein und denselben Zustand: eine bis zur Hälfte mit Wasser gefüllte Flasche. Was jeder von ihnen darunter versteht, ist uns bekannt. Der eine erkennt, dass die Flasche bis zu Hälfte gefüllt ist und versteht, dass die Flasche halb voll ist. Was der andere versteht ist, dass die Flasche halb leer ist. Für die Beobachter ist der eine Optimist, während der andere ein Pessimist ist. Pessimismus und Optimismus bleiben durch dieses Bild symbolisiert.

Ist es wirklich so?

Wenn einer von diesen zwei Männern einen Ausflug durch die Wälder macht, wo es genügend und saubere Flüsse gibt, kann er in der Tat die Flasche als halb voll verstehen. Wenn der andere dagegen sich in Mitten der Wüste befindet und die Flasche als halb voll versteht, ist er sehr wahrscheinlich ein Narr oder ein Anhänger der Strömung „Immer positiv bleiben, schaffe die Welt mit deinen eigenen Gedanken.“ Wenn er sich keine Sorgen um das Wasser macht, muss er sich entweder auf das Glück oder auf Gott verlassen.

Einen Zustand zu erkennen bedeutet, diesen Zustand in ein Ganzes integrieren zu können. Man soll das Ganze als Ganzes erkennen, um richtig verstehen zu können.

Das ist der Grund, warum viele solche Schwierigkeiten haben, den anderen verstehen zu können. Verstehen ist nicht eine Frage der Empathie, die vor allem mit Emotionen zu tun hat, sondern vor allem das kritische Urteil, das mit der Vernunft verbunden ist.

In diesem Sinn bedeutet „Verstehen“ eine doppelte Herausforderung.

Einerseits verlangt „Verstehen“ eine Erkenntnis des Ganzen.

Anderseits verlangt es ein kritisches Urteil, das Freiheit, Verantwortung und Verlässlichkeit bedeutet.

Isabel Viñado Gascón

 (Dieser Artikel erschien erstmals in Momo PubTalk am 08. 11. 2020)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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