Ein
Abschied bedeutet manchmal einen Verlust, manchmal bedeutet es eine Flucht.
Manchmal ist ein Abschied einfach nur eine Tür hinter sich zu schließen.
Egal
welche die Ursache für einen Abschied sind, eine Sache ist sicher: so lange ein
Mensch am Leben ist, ist es unmöglich für ihn ein „Neubeginn.“ Der Mensch ist nie
eine Reihe von einzeln und isolierte Punkte, die keine Verbindung miteinander
haben. Der Mensch ist ein Ganzes und seine Zweifel und seine „existenzielle
Löcher“ gehören ihm und begleiten ihn durch seine gesamte Existenz. In diesem
Sinne ist ein Neubeginn, nur mit einer Reinkarnation denkbar.
Das
Evangelium ist für dieses Thema extrem interessant. Auf spanisch lautet die
Übersetzung des Evangeliums: „Lazarus steht auf und gehe“. Auf Deutsch ist es ein
bisschen anders: Zuerst sagt Jesus: „Lazarus kommt heraus“. Lazarus Fuße und
Händen waren mit Leichenwindeln umgewickelt und sein Gesicht mit einem Tuch
verhüllt. Jesus fordert die Leute auf: „Befreit ihn davon und lasst ihn gehen“.
(Johannes 11: 41-44)
Ja.
Nach einem Abschied ist nicht nur das Aufstehen wichtig. Auch dieses „Gehen“
ist unentbehrlich, weil es bedeutet, dass Niemand außer einer selbst sowas machen
kann. Dieses Gehen ist ein radikales Individuelles Aktion.
Aufstehen
und Gehen sind nicht nur ein Ausdruck des Willens. Sie sind vor allem ein Akt
der Verwirklichung dieses Willens.
Die
griechische Mythologie, die auch die Mutter der Philosophie ist, zeigt in den
Ikarus-Mythos etwas ähnliches.
Ikarus
ist der Architekt, der das Labyrinth von Kreta aufgebaut hat. Aber dieses
Labyrinth ist sein eigenes Gefängnis geworden. Er will fliehen.
Er
steht auf. Er entwirft und baut diese Wachsflügel und gehe.
Dieses
„Gehen“ erfordert geistige Kraft, Mut. Kurz gesagt: dieses Gehen verlangt das
Glauben an sich selbst, das Glauben an den Idealen. Das Glauben ist immer etwas
Spirituelles. Das Glauben hat nichts mit Erwartungen zu tun, sondern eher mit
Hoffnungen. Das Glauben gehört zu der Domäne der Seele, nicht der Materie. Ohne
dieses Glauben, hätte Ikarus nie diese Wachsen Flügel entwickeln können.
Ikarus
wollte Abschied nehmen von diesen Hypermaterialismus, durch das Labyrinth
symbolisiert. Diese Hypermaterialismus verhindert das Denken, das Fühlen. Alles
rundherum ist Materie; grau und kalte Materie. Ikarus will aus dieses Gefängnis
fliehen. Ohne Ideale wäre die Flucht unmöglich gewesen.
Und
trotzdem dieses „Gehen“ trägt die Materie mit sich hin. Der Mensch ist ein
Gleichgewicht zwischen Materie und Ideale. Das soll er nie vergessen. Ohne
Materie sind die Ideale verlorene Träume. Dädalus, sein Sohn stirbt, weil er
diese einfache Wahrheit vergisst. In seinem Wunsch, das Absolute zu erreichen,
geschmolzen seine Wachs Flügel.
Hyperidealismus
so gefährlich wie Hypermaterialismus.
Auch
Jesus vergisst die Materie nicht. Ohne seine Beine, könnte Lazarus nie gehen.
Der Körper ist auch wichtig. Deshalb symbolisiert das Kreuz das Gleichgewicht zwischen
das Material oder körperliche Seite des Lebens (Horizontal Teile) und die
spirituelle Seite (Vertikal Teile).
Damit
will ich sagen: Abschied nehmen hat drei Momente. 1.) Es bedeutet eine
Trennung. 2) Es verlangt ein Aufstehen, die nur mit der Kraft der Idealen
möglich ist und 3) Es verlangt auch eine Bewegung, ein „gehen“ (ein weiter
gehen), dass ohne die Unterstützung der Materie unmöglich wäre. Die Ideen
allein helfen nicht, wenn diese Ideen sich nicht verkörpern.
Es
ist vor allem eine radikale individuelle Handlung, die den Menschen mit sich
selbst und seiner eigenen Existenz als Ganzes konfrontiert.
Isabel
Vinado Gascón
(Dieser Artikel erschien erstmals in MoMo Pub Talk am 14. März, 2021)
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