Autorität
über einen anderen auszuüben bedeutet Macht. Der Autorität von anderen zu unterliegen,
bedeutet eine Begrenzung der eigenen Freiheit.
Der
Begriff “Autorität” beruht auf Grundlagen, die gleichermaßen sowohl für diejenigen
gelten, die Autorität ausüben wie für diejenigen, die der Autorität unterliegen.
Erstens: Verantwortung. Diese kann sich sowohl auf den Schutz einer
Gruppe von Personen als auch auf die Verantwortung eines Projektes beziehen. Zweitens:
Vertrauen. Drittens: Respekt. Autorität ist eine Beziehung
zwischen Menschen.
Autorität
kann auf drei Ebenen ausgeübt werden.
Die
erste Ebene bezieht sich auf die Autorität, die ein
Mensch über sich selbst ausüben kann. Hier treffen „Autorität ausüben“ und der „Autorität
unterliegen“ in derselben Person zusammen. Es geht darum, die Verantwortung, zu
der man sich selbst gegenüber verpflichtet ist, und das Vertrauen und den
Respekt zu sich selbst, richtig umzusetzen. Der Philosoph, der sich meiner
Meinung nach am besten mit dieser Frage beschäftigt hat, ist Kant mit seinen
Kategorisches Imperativ.
Die
zweite Ebene betrifft die Autorität, die man über
andere ausübt.
Die
dritte Ebene ist die – von anderen ausgeübte-
Autorität, der man unterliegt. Vertrauen ist hier die notwendige Bedingung, um
die Autorität anderer über einen selbst zu akzeptieren.
Die
Gründe für die Akzeptanz externer Autorität können mindestens drei sein. Erstens:
Diejenige Person, die nicht in der Lage ist, Autorität über sich selbst
auszuüben - entweder in allen oder nur in einigen Aspekten ihres Lebens; zum
Beispiel ein Kind, ein Lehrling, ein kranker Mensch. Zweitens: Diejenige
Person, die aus freien Stücken einen Teil der Autorität an eine andere Person überantwortet;
zum Beispiel im Falle der gemeinsamen Verwirklichung eines Projekts. Drittens: Diejenige Person, die ihre
Freiheit unfreiwillig verloren hat und damit die Autorität anderer akzeptieren
muss. In diesen Fall, in dem eine Person oder einer Gruppe die Autorität von
anderen zu akzeptieren gezwungen ist, spricht man von Strafe, Zwang, Sklaverei,
Tyrannei oder Diktatur.
Autorität
kann direkt oder indirekt ausgeübt werden.
Direkte
Autorität wird persönlich von einer Person über andere ausgeübt
(Eltern, Lehrern, Ärzte). Wenn diese Autorität ohne Zwang ausgeübt wird, wird sie
auch als natürliche Autorität bezeichnet. Natürliche Autorität beruht
auf dem Vertrauen, das die Person, die sie empfängt, in die Verantwortung
desjenigen setzt, der sie ausübt. Das kann das Vertrauen des Kindes gegenüber
der Autorität seiner Eltern sein, das Vertrauen einer Gruppe von Wanderfreunden
gegenüber der Autorität ihres Bergführers sein oder auch das Vertrauen in die
Autorität eines Vorgesetzten bei der Verwirklichung eines Projekts.
Indirekte
Autorität beruht auf der Berufung auf die Autorität von
Bräuchen, religiösen Normen oder Gesetzen. Diese Autorität stützt sich auf
Kriterien, die über die einzelnen Personen hinausgehen, d. h. die Kriterien der
Verantwortung und des Vertrauens sind nicht mehr „persönlich“, sondern „unpersönlich“.
Damit sollen Stabilität und Neutralität in der Anwendung der Autorität erzielt
werden. Wenn solche unpersönlichen Kriterien von der sozialen Gruppe allgemein
akzeptiert werden, insbesondere die Gruppenmitglieder eine Partizipations-Chance
in der Formulierung der Kriterien haben, bezeichnet man sie als „demokratisch“.
Wenn sie aufgezwungen werden, werden sie als „autoritär“ bezeichnet.
Der
Philosoph, der sich meines Erachtens am besten mit der Frage der Autorität in
einer sozialen Gruppe auseinandergesetzt hat, ist Hobbes. Seiner Ansicht
nach erklären sich die Menschen durch Vertrag bereit, einen Teil ihrer Freiheit
aufzugeben und einer externen Autorität zu gehorchen. So wollen sie den Frieden
sichern und damit Handel, Industrie und Wissenschaft ermöglichen. Der Vertrag
ist ungültig, wenn diese Abtretung ihrer Rechte an eine andere Person oder
andere Personen den Frieden nicht oder nicht mehr garantiert.
Die
Ausübung und der Erhalt der natürlichen Autorität und der „demokratischen“ Autorität
sind stets von drei Gefahren bedroht: Erstens: Zynismus und Heuchelei,
da sie auf mangelndes Verantwortungsbewusstsein hindeuten und das Vertrauen
untergraben; zweitens: mangelndes Wissen, da es zu zügelloser
Leichtgläubigkeit oder unnötigem Unglauben verleitet; sowie drittens: eine
Notlage oder fehlende finanzielle Mittel, da sie den Einzelnen der Gnade
eines anderen ausliefern.
Isabel
Viñado Gascón
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