Meiner Meinung nach
beruht jede philosophische Betrachtung der Arbeit auf zwei Ideen, die bereits
der Bibel entnommen werden können.
Zum
einen Genesis 3:19. „Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen,
bis dass du wieder zu Erde werdest, davon du genommen bist. Denn du bist Erde
und sollst zu Erde werden. „
Zum
anderen Matthäus 4:4: „Und er antwortete und sprach: Es steht geschrieben: „Der
Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jegliches Wort, das durch
den Mund Gottes geht.“
Der
Bibel meint nicht, dass nur Gottes Wort ernähren kann, sondern dass der Mensch
nicht vom Brot allein lebt.
Ein
Philosoph, der ebenfalls in diese Richtung geht ist Aristoteles. Er meint, um
philosophieren zu können, bedarf es zuerst, die notwendigen materiellen
Bedürfnisse gedeckt zu haben.
Die
Materialisten haben sich auf die erste Perspektive (s.o. Genesis) konzentriert.
Alles hat mit „Essen“, mit „Lohn“, zu tun. Am Anfang der Industrialisierung
haben sich viele Intellektuelle Sorgen um die geistige Entwicklung
(„Ernährung“) des Menschen gemacht. Die Wahrheit ist, dass aus der Perspektive
der Materialisten der Geist auch materielle Ernährung (Lohn) benötigt, um sich
entwickeln zu können. Die Konsequenz davon ist, dass die Kultur für einige
Arbeit, für andere „Steckenpferd“ ist. Für die Mehrheit aber ist Kultur eine
neue Art und Weise von Massenkonsum geworden.
Kultur ist nicht nur „Hochkultur“ wie Opern- und Museumsbesuch oder
Bücherlesen. Kultur sind Restaurants, Reisen, Freizeitaktivitäten.
Die
radikalen Idealisten konzentrieren sich auf den Geist. Für sie sind Krankheiten
nur psychosomatische Erscheinung. Der Geist steuert den Körper, und wenn der
Körper krank ist, ist es immer, weil der Geist in einem schwachen Zustand ist. Wenn
der Geist stark ist, kann der Körper alles ertragen. In dieser Richtung bewegen
sich die meisten Mystiker und östliche Religionen.
Man
kann über die Arbeit, die Ungerechtigkeit der Macht- und Einkommensverteilung
viel schreiben. Mich interessiert vor allem meine Abneigung gegenüber der
Dialektik von Knecht und der Meister bei Hegel klar zu stellen, und zwar aus
zwei Gründen:
1. Dieses
Beispiel erklärt die meisten Arbeitsbeziehungen zwischen Menschen nicht. Hegel
spricht von einem Meister, der keine Angst vor dem Tod hat, und einem Knecht,
der mit der ständigen Angst vor dem Tod lebt. Das trifft nicht zu. Der Knecht
hat nicht so viel Angst vor dem Tod wie der Meister, weil er eigentlich schon halb
tot ist. Er besitzt nur einen Körper, aber er hat kaum Möglichkeiten, sich als
Mensch zu entwickeln. Der Meister dagegen, hat alles. Wer, der alles hat, hat
keine Angst zu sterben? Nur die Meister, die fürchten alles zu verlieren oder
davor träumen, noch mehr zu besitzen haben keine Angst vor dem Tod. Diejenigen,
die überzeugt sind, dass sie alles haben, was sie zu besitzen wünschen,
fürchten dagegen den Tod.
2. Die
Hegelsche Dialektik mündet in ihrer Konsequenz in der Praxis in einen der
furchtbarsten und unmenschlichen Sätze dieser Welt: „Arbeit macht frei“. Arbeit
macht nie frei. Arbeit ist die notwendige Leistung des Menschen, sein
alltägliches „Brot“ zu erlangen. In der Antike, war Arbeit die unfreie
Tätigkeit der Sklaven (vgl. im Lateinischen negotium als Negation des otium)
(Dieser Artikel erschien erstmals in MoMo Pub Talk am 16. Januar, 2022)
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