Montag, 8. Dezember 2025

Chaos

 

Chaos ist der höchste und absolute Ausdruck der Unordnung. Es behindert folglich jegliches Dasein.

Im Moment herrschen zwei falsche Theorien über das „Chaos“.

1.Die erste identifiziert Chaos mit Zufall: Chaos ist nicht gleichbedeutend mit Zufall. Zwar hängt der Zufall von einer Anzahl von Möglichkeiten ab und all diese Möglichkeiten sind im Chaos vorhanden. Es enthält eine Unendlichkeit von nicht konkretisierten möglichen Zufällen. Das Chaos besteht aber nur insoweit, als jeder einzelne dieser Zufälle vorhanden ist und sich KEINER konkretisiert (realisiert). Sobald ein Zufall konkret geworden ist, ist er bereits Realität geworden und mithin das Chaos überwunden.

2.Die zweite – von der ersten abgeleitete- Theorie behauptet, dass aus dem Chaos Ordnung entsteht: Chaos ist nicht der Zustand, der die natürliche Ordnung, die Realität oder wie auch immer man sie nennen möchte, verursacht. Zwar sind im Chaos alle Elemente enthalten, aber gerade, weil Chaos absolute Unordnung bedeutet, könnten diese Elemente nur ein Dasein bilden, wenn sie das Chaos, in dem sie sich befinden, überwinden würden, oder was dasselbe ist: „entfliehen würden“.

Das Chaos kann überwunden werden:

a)      Materialistische Sicht: Hier ist das Element, das das Chaos überwindet, der Zufall. Wie wir oben gesagt haben: Sobald eine Möglichkeit durch Zufall bestimmt ist, wird ein konkretes Dasein festgelegt, das darum kämpft, so zu bestehen und so zu bleiben. Das bedeutet, dass diese konkretisierte Realität, die sich dank dem Zufall aus dem Chaos befreit hat, gegen die Rückkehr in das Chaos kämpft.

b)     Religiöse Sicht: Gott - gleich, ob Gott in einer monotheistischen oder polytheistischen Theologie gedacht wird – ist der Schöpfer der Existenz. Aber, da aus den Nichts der Schöpfungsakt nicht möglich ist, bedeutet der Schöpfungsakt Gottes eine Ordnung des Chaos und folglich seine Überwindung.

Das Chaos kann zurückkehren:

a)      Materialistische Sicht: Wenn sich der Nihilismus durchsetzt, dann wählt das Sein das Nichts (oder das Nichts ergreift das Sein).

b)     Religiöse Sicht: Gott verhängt die Apokalypse. Das Chaos ist hier keine freie menschliche Entscheidung, sondern ein göttliches Urteil. Dieses Urteil muss nicht immer als endgültiger Zustand, sondern kann auch als Zwischenstadium vor dem Jüngsten Gericht und der Ankunft des Reiches Gottes.

„Ordnendes Chaos“: Zwischen dem nihilistischen Chaos und der religiösen Apokalypse existiert eine Drittes: das „ordnende Chaos“. Dieser Begriff ist an sich selbst widersprüchlich. Er enthält einen konzeptionellen Trugschluss. Nämlich: Aufgrund seiner eigenen intrinsischen Bedeutung ist es unmöglich, dass Chaos ordnend sein kann. Deshalb sind diejenigen, die solche Begriffe verwenden, Zerstörer, die den Boden für „Ordnung schaffende“ Diktatoren vorbereiten oder selbst Diktatoren sind. Der Grund, warum der falsche Begriff „ordnendes Chaos“ so leicht akzeptiert wird, liegt darin, dass er Bilder und Symbole verwendet, die mit Bildern des täglichen Lebens übereinstimmen. Dies ebnet den Weg für Manipulation.

1.Materialistische Sicht: Das bekannte Symbol des Frühjahrsputzes, bei dem zunächst ein Durcheinander entsteht: Die Hausfrau kramt alles aus den Schubladen und Schränken, um sie dann zu reinigen und den Inhalt wieder einzuführen, nachdem sie Unbrauchbares weggeworfen hat. Während des Frühjahrsputzes ist das Haus „auf den Kopf gestellt“, um kurz darauf makellos zu erscheinen. Das Dasein aufrechterhalten, das Sein entfalten, ist in der Tat eine Aufgabe, die Wachsamkeit erfordert. Das sollte in der Gesellschaft jedoch nicht den Wunsch nach der Einführung des Chaos bedeuten, sondern die Einführung von Reformen. In diesem Sinne kann das Aussortieren von Unbrauchbarem, um Platz für Nützliches zu schaffen, nicht als Chaos definiert werden, geschweige denn als „ordnendes Chaos“, da es von einem Plan und Kriterien geleitet wird. Gleiches gilt für alle Theorien, nach denen in einer Gesellschaft das Chaos eingeführt werden muss, um die Gesellschaft von „Bösem“ oder „Unwerten“ zu reinigen. Sie alle, außer vielleicht die Schachfiguren, haben einen vorherigen Plan, wie diese Gesellschaft nach dem Chaos sein soll. Ein sehr nahes Beispiel ist das von Mao Zedong und seiner „Kulturrevolution“.

2. Religiöse Sicht: Als harte Strafe des zürnenden Gottes. In diesem Fall impliziert die Apokalypse eine Strafe, und die Ankündigung einer neuen Ordnung. Dieses Konzept nutzen fanatische Gläubige aller Religionen, um ihre eigene und menschliche Strafe ihrer Gesellschaft aufzusetzen.

Schlussfolgerung: Daher ist das ordnende Chaos ein falsches Chaos -es ist tatsächlich einfache Zerstörung -, dass nur die Vernichtung einer bestimmten Gesellschaft sucht, um seine eigenen Ziele – bei Mao der Erhalt seiner Machstellung in der KPCh – und Visionen durchzusetzen, sein es materialistisch oder religiös.

 Isabel Viñado Gascón

 (Dieser Artikel erschien erstmals in MoMo PubTalk am 17.März.2024)


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