Dienstag, 9. Dezember 2025

Gesellschaft: Ein Vertrag, oder was?

 

Ich glaube, dass der Vertrag die Funktionsweise der Gesellschaft erleichtert, aber die Gesellschaft als solche, entsteht nicht aus einem Vertrag. Kein Vertrag kann es auch hinkriegen, dass sie zusammenhält und sich erhält.

Wo liegt dann der Grund für den Zusammenhaltung der Gesellschaft?

Meiner Meinung nach liegt der Grund in dem Gemeinwohl.

Aus meiner Sicht besteht der Begriff „Gemeinwohl“ aus zwei Komponente: die eine ist das materielle Element; die andere ist das „spirituelle“. In dieser Hinsicht ähnelt der Aufbau einer Gesellschaft dem Bau einer Kathedrale.

Der Bau einer Kathedrale erfordert Steine – das heißt, die Materielle Unterstützung – und einen gemeinsamen Geist, um das Projekt durchzuführen. Ohne dieser Geist, wäre eine Kathedrale ein bloßes Gebäude. Auch ohne diesen gemeinsamen Geist ist die Gesellschaft nichts anderes, als ein reine Sozial Körper. Kein Vertrag kann die Existenz dieses gemeinsamen Geistes schaffen.

Woher entsteht dieser Geist? Man kann Steinen anschaffen kaufen, und sogar stehlen. Auch der Geist kann durch Propaganda, sogar durch Verzweiflung generiert werden. Ich persönlich möchte lieber denken, dass der Geist einer gesunden Gesellschaft, aus dem Enthusiasmus, um Träumen zu verwirklichen, entsteht. Je größer der Kathedrale, desto mehr Steinen und Geist werden benötigt. Je größer der Kathedrale desto komplexer werden auch die Planungen, die Berechnungen, die Korrekturen und die Unfälle. Ein Vertrag reguliert dieses Prozesses. Er erleichtert ihn sogar, da er Sicherheit in den menschlichen Beziehungen bringt. Die Steine und der gemeinsame Geist kann er niemals erschaffen.

Die Gesellschaft als Allgemeinwohl ist, zum Beispiel, bei Hobbes zu finden. In „Der Leviathan“ der Pakt richtet sich nicht, um Frieden zwischen den menschlichen Bestien hinzukriegen. Der Frieden ist nur ein Mittel, ein Werkzeug, das das wahre Ziel: das Allgemeinwohl -unternehmerische Aktivitäten, Entwicklung des Wissens - ermöglicht.

Auch Machiavelli verteidigt in seinem „Diskursi“, dass das Allgemeinwohl die Voraussetzungen der Gesellschaft ist. Mir ist die Kontroverse bekannt, die der Begriff „Allgemeinwohl“ generiert. Strauss kritisiert die Machiavelli These heftig. Er nennt ihn sogar „Dämon“. Strauss kannte besser als jeder andere, die zerstörerische und gefährliche Konsequenzen, eines falschen Gebrauches des „Allgemeinwohl“. Wer entscheidet darüber was es bedeutet?

Ich würde sagen, dass Problem ist zur Existenz der „parallelen Gesellschaften“ zuführen. Eigentlich ist das kein neues Phänomen. In Mittel Alter lebte die Gruppe, die die Gesellschaft organisiert hat, hinter der Mauer einer Burg und baute aus Sicherheitsmaßnahmen einen Graben herum. Man konnte die Burg nur durch Zugbrücken betreten. Auch wenn es nur ein Königreich gab, existierten zwei parallele Gesellschaften: die, von denen in der Burg gelebt haben, und die, von denen draußen geblieben sind. Die Beziehungen untereinander waren rein funktionell,

In Moment stehen wir vor demselben Phänomen. Es existiert eine globale Gesellschaft, mit ihren eigenen Bedürfnissen, eigene Regel, eigene Ziele. Und eine „lokal“ Gesellschaft, mit ihrer eigenen Dynamik. Ich schlage keine kompakte Gesellschaft vor. Per Definition kann keine Gesellschaft kompakt sein, weil Gesellschaften einen organischen Ursprung haben.

Das Problem ist, dass alles durch Verträge und Regulierungen geregelt ist. Es gibt keine gemeinsame Aufgabe. Das Einzige, was ausgetauscht wird sind Funktionen und Rollen. Die globale Gesellschaft verlangt qualifizierte Fachkräfte, die lokale Gesellschaft gerechte Löhne. Wenn noch nicht mal die Ehe ein gemeinsames Projekt ist, sondern nur eine Teilung der Rolles, oder der Einkommen und Ausgaben ist, was wollen wir von der Gesellschaft verlangen?

Isabel Viñado Gascón

(Dieser Artikel erschien erstmals in MoMo PubTalk am 01.03.2020)

 

 

 

 

 

 

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