Es wäre nicht übertrieben zu behaupten, dass kaum ein anderer Schrifsteller die Atmosphäre einer ganzen Epoche so klar und präzis beschrieben hat wie Remarque. Remarque sucht keine Antwort. Seine Absicht ist es auch nicht, die Umbrüche zu analysieren, die das Europa der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zerstört haben.
Das Charakteristische an Remarques Werk ist seine Menschlichkeit. Ihm ist bewußt, dass der Mensch nicht seinen eigenen Umstände enfliehen kann. Deshalb stellt er die Situationen dar, die seine Haupfiguren erleben. Keine von ihnen ist ein Held. Sie sind alle normale Leute, deren Geschichten Teil der „Geschichte“ und deren Leben Teil des „Lebens“ sind. Jede von ihnen –und gleichzeitig alle zusammen - durchlaufen die beiden Weltkriege, die Zwischenkriegszeit, die Konzentrationslager und schließlich einige –aber nur einige- schaffen es sogar als Emigranten ins „Paradis“ zu gelangen, das für sie alle Amerika bedeutete.
Daher irrt, wer erwartet, dass „Im Westen nichts Neues“ ein epischer Roman ist. Was Remarque hier darlegt, sind die Grausamkeit des Krieges und die schreckenderregenden Konsequenzen, die er in der Gesellschaft verursacht, vor allem unter den Jungen, die an ihm teilnehmen.
„Dieses Buch soll weder eine Anklage noch ein Bekenntnis sein. Es soll nur den Versuch machen, über eine Generation zu berichten, die vom Kriege zerstört vurde, auch wenn sie seinen Granaten entkam.“ –Schreibt Remarque zu Beginn seines Buches.
Der Roman beschreibt das Erlebnis einer Gruppe von Soldaten, die während des Ersten Weltkriegs an der Westfront sind. Vier von ihnen, darunter der Erzähler Paul Bäumer, sind neunzehnjährige Jungen, die sich wegen der patriotischen Reden ihres Lehrers Kantorek zur Front gemeldet haben. In ihren Unterhaltungen versuchen sie ein Licht auf die Situation zu werfen, in der sie sich befinden. Keiner kann richtig verstehen, warum sie gegen Feinde kämpfen müssen, die sie nicht kennen und denen gegenüber sie auch keinen Grund für irgendeinen Streit haben.
„Weshalb ist dann überhaupt Krieg?“ fragt Tjaden.
(...)
„Ich glaube, es ist mehr eine Art Fieber“, sagt Albert. „Keiner will es eigentlich, und mit einem Male ist es da. Wir haben den Krieg nicht gewollt, die andern behaupten dasselbe –und trotzdem ist die halbe Welt feste dabei.“
Remarque beklagt sich genauso wie viele andere Schrifsteller seiner Zeit über die Lehrer und Erzieher dieser Generation. Sie haben das Vertrauen enttäuscht, das die Jugend in sie gesetz hat. Statt es zu nutzen, um ihnen in ihrer Entwicklung zu helfen, haben sie es benutzt, um sie mit diesem Fieber anzustecken. Sie hatten ihnen verheimlicht, dass „Frankreich“, „Deutschland“,“Heimat“, „Staat“ und „Ehre“ nur „Hunger“, „Krankheit“, „Elend“, „Tod“ und „Zerstörung“ bedeuteten.
Nach Remarques Meinung war das wichtigste Merkmal seiner Generation ihr Vertrauen in die alte Generation. Sie waren tief davon überzeugt, dass sich die Autorität ihre Erzieher auf Wissen und Reflexion stützte. Die Jugend glaubte alles, was die Erwachsenen sagten. Die Figur des Lehrers Kantorek symbolisiert diese Idee.
Auch Brecht kritisiert die Propaganda, die Schüler von ihren Lehrern ertragen mussten. Stephan Zweig berichtet in „Die Welt von Gestern“ von der Bewunderung, die die Jungen für die Erwachsenen empfanden. Sie bemühten sich ständig, ihre Gesten und Posen nachzuahmen. Der ungarische Schrifsteller, Zsigmond Moricz schrieb 1929 sein Theaterstück: „Mischi und das Kollegium“. Dort erzählt er die Geschichte eines Schülers, der so früh wie möglich erwachsen sein wollte. Er glaubte, dass sie besser als seine Altersgenossen sind. Für ihn verkörperten sie Wahrheit, Verantwortung und Bildung. Seine Bewunderung verschwand allerdings, sobald er sie besser kennen lernte. Seine Ernüchterung löschte sein Vertrauen in die Menschheit aus.
Die Entäuschung, die diese Generation fühlte, als sie die Wirklichkeit entdeckte, stürtzte sie in eine Lebenskrise, von der sie sich nie wieder erholt hat.
Remarque schenkt drei Aspekten besondere Aufmerksamkeit:
1. Die Entfremdung.
Freundschaft und Kameradschaft erscheinen inmitten dieses Wahnsinns, in dieser Welt die versinkt, als das einzige, was wirklich ist. Darüber hinaus bleibt nichts übrig. Der Riss zwischen den Idealen der Gesellschaft, der sie entstammen, und ihrer eigenen Erfahrungen verursacht die Entfremdung zwischen ihnen und der Gesellschaft.
Sie sind allein. Niemand –außer sie selbst-, kann sie verstehen. Ihre Eltern und Erzieher schreiben ihnen Briefe, die dieselbe Ansprache wie immer enthalten: die selben Phrasen und Floskeln, die selben hochtrabenden Worte. Der Bruch zwischen den Generationen ist unvermeidbar. Der ruhmreiche Krieg, den ihre Eltern beschreiben, ist nicht der abstoßende Krieg, den sie erleben. Die Gesellschaft ihrer Erzieher ist nicht mehr die Gesellschaft, in der sie werden leben können, wenn der Frieden kommt. Zwischen ihrer Welt und der Welt der Anderen haben sich Klüfte geöffnet, die vor dem Krieg undenkbar waren.
„Wir sind verlassen wie Kinder und erfahren wie alte Leute, wir sind roh und traurig und oberflächlich –ich glaube, wir sind verloren.“
Dieses Gefühl wird sich verstärken, sobald sie aus dem Krieg zurück kommen werden. Sie werden sich mit der Tatsache auseinandersetzen müssen, dass die Gesellschaft zuhause sie ignoriert. Sie hat nicht an den kriegerischen Konflikten teilgenommen. Das alltägliche Leben läuft fort „als ob” nichts passiert wäre. Dieselben, die sie in den Kampf geschickt haben, behandeln sie, „als ob“ der Krieg nur eine bedeutunglose Episode gewesen wäre. Sie sind überzeugt, dass es immer noch möglich wäre, dass die auf Autorität und Gehorsam gegründete Beziehung zwischen ihnen weiter gelte.
2. Die Kritik an den Worten.
Worte und Reden bedeuten nichts. Ihr einziges Ziel war es, die Jungen für den Krieg anzuwerben, um die Träume der alte Generation zu erfüllen.
Die Gesellschaft erinnert sich an sie wie sie damals in der Truppenparade marschierten: angekleidet mit makellosen und glänzenden Uniformen. Sie will allerdings nicht die Fortsetzung mit bekommen. Sie will nicht wissen, dass sich ihre Jungen mit knapp zwanzig Jahren mit verkrüppelten Leichen, Hunger, Granaten und Gas auseinander setzen müssen.
„Die ersten Minuten mit der Maske entscheiden über Leben und Tod: ist sie dicht? Ich kenne die furchtbaren Bilder aus dem Lazarett: Gaskranke, die in tagelangem Würgen die verbrannten Lungen stückweise auskotzen.“
Eine Generation hat ihre Kinder mit Hilfe der Worte geopfert. Mehr noch: Sie hat es geschafft, dass ihre Nachkommen sogar freiwillig zur Schlachtbank gehen. Eine ganze Generation hat das Vertrauen ausgenützt, das die Jugend in sie gesetzt hatte.
Erst an der Front werden die Opfer die schreckliche Wirklichheit erfahren. Die Worte, die sie ständig gehört und geglaubt haben, sind falsch. Die Worte dienten nur zum Herrschen. Paul zieht die Schlußfolgerung, dass es besser sei, den Worten keine Aufmersamkeit zu schenken.
„Worte, Worte, Worte –sie erreichen mich nicht.“ –Sagt Paul mit Bitterkeit.
Sie wussten nicht, dass die Worte keinen Sinn ergeben. Remarques Rache besteht darin, den Lehrer Kantorek in die selben Kompanie wie Paul zu schicken. Einer seiner früheren Schüler nutzt seinen höheren Rang, um sich über den alten Mann lustig zu machen.
Hier versinnbildlicht sich die Referenz- und Sinnlosigkeit der vorherigen Kultur. Der Fortschritt hat das Blutvergießen nicht verhindern können.
3. Die Zukunft
„Was soll das bloß werden, wenn wir zurückkommen?“ Meint Müller, und selbst er ist betroffen.
Die jungen Soldaten machen sich Sorgen um die Schwierigkeiten, die sie antreffen werden, wenn der Krieg vorbei ist. Diejenigen, die schon vorher einen Beruf hatten, werden ihn weiter ausüben können. Paul ist sich aber bewußt, dass die Jungen in seinem Alter, die an der Front gewesen sind, nicht wieder die Schulbank drücken können. Sie sind zu alt, um zu lernen; zu alt, um zu gehorchen. Der Krieg hat ihnen entweder das Leben oder die Jugend geraubt.
Paul fragt sich wie sie sich wiedereingliedern werden können. Gerade als sie angefangen hatten zum Leben, mussten sie in den Krieg, um zu toten. Sie können nichts anderes als Granaten zu werfen.
Remarque ist nicht der einzige Schrifsteller, der der Gewalt und vor allem dem Krieg ihren Gloriolenschein zu entziehen versucht. Solche Gloriendarstellung sind mehr für eine Operette als für die Wirklichkeit geeignet.
Brecht wiederholt in seine Gedichte, dass ein Toter ein Toter ist, wenn er über den Ersten Weltkrieg schreibt. Statt den Helden zu besingen, beschreibt er die zerstückelten Leichen.
Die Taten, die die Gesellschaf „heldenhaft“ nennt sind Remarques Meinung nach nicht anderes als ein krimineller Totschlag. In seinem Buch „Der Weg zurück“ wird er erklären, dass der Mörder wenigstens einen Grund zum Töten. Dagegen kennt der einfache Mann in einem Konflikt zwischen Staaten nicht die richtigen Gründe dafür, den Feind zu töten.
Eine Unterhaltung zwischen den jungen Soldaten verdeutlicht diesen Gedanken.
„Meistens so, dass ein Land ein anderes schwer beleidigt“, gibt Albert mit einer gewissen Überlegenheit zur Antwort.
Doch Tjaden stellt sich dickfellig. „Ein Land? Das verstehe ich nicht. Ein Berg in Deutschland kann doch einen Berg in Frankreich nicht beleidigen. Oder ein Fluss oder ein Wald oder ein Weizenfeld.“
„Bist du so dämlich oder tust du nur so?“ knurrt Kropp. „So meine ich das doch nicht. Ein Volk beleidigt das andere-„
„Dann habe ich hier nichts zu suchen“, erwidert Tjaden, ‚ich fühle mich nicht beleidigt.“
„Dir soll man nun was erklären“, sagt Albert ärgerlich, „auf dich Dorfdeubel kommt es doch dabei nicht an.“
„Dann kann ich ja erst recht nach Hause gehen“, beharrt Tjaden, und alles lacht.
„Ach, Mensch, es ist doch das Volk als Gesamtheit, also der Staat“, – ruft Müller.
(...)
„Richtig, aber bedenk doch mal, dass wir fast alle einfache Leute sind. Und in Frankreich sind die meisten Menschen doch auch Arbeiter, Handwerker oder kleine Beamte. Weshalb soll nun woohl ein französischer Schlosser oder Schuhmacher uns angreifen wollen? Nein, das sind nur die Regierungen. Ich habe nie einen Franzosen gesehen, bevor ich hierherkam, und den meisten Franzosen wird es ähnlich mit uns gehen. Die sind ebensowenig gefragt wie wir.“
Jungen, die kaum angefangen haben zu leben, müssen sich mit dem Tod ausseinandersetzen. Auch wenn sie überleben, werden sie die Traumata des Krieges ihre ganzen Leben ertragen müssen. Sie werden ihre ganze Existenz prägen, ohne dass sie es verstehen können. Was Remarque betonen will ist, dass der Krieg nicht nur grausam, sondern vor allem sinnlos, nutzlos ist.
Paul wird sicht nicht retten können. Er wird im Oktober 1918 sterben „als wäre er beinahe zufrieden damit, daß es so gekommen war.“
Aus purer Angst hatte er einen Franzosen getötet. Remarque erlaubt darauf hin seiner Hauptfigur kein Happy End. Es scheint so, als ob Remarque dem Bibelspruch folge: „Denn alle, die zum Schwert greifen, werden durch das Schwert umkommen.“
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So gehört Remarque zu den radikalen Pazifisten. Allerdings hat sein Pazifimus nichts mit politischen Einstellungen zu tun. Deshalb hat er wenig gemeinsam mit dem Pazifismus von Proudhon oder Gandhi. Sein Pazifismus kommt aus dem Wunsch leben und leben zu lassen. Seine Haltung erinnert mehr an Voltaires Haltung am Ende seines „Candide“. Für den französischen Schrifsteller waren die Gründe für den Krieg gleichgültig. Er hat zu viele Kriege erlebt, die ihre Ursache einfach in der Willkür oder Machtlust des Königs hatten. Deshalb forderte er, dass sich jeder um seine eigenen Angelegenheiten kümmern solle.
Wenn Feinde ein Gebiet angreifen, ist es ratsam zu fliehen. Begründung: Man kann viele Gärten finden, aber es gibt nur ein Leben.
Aus Remarques Sicht gibt es auch keine „gerechten Kriege.“
Vielleicht sollte man wieder eine Diskussion über den Pazifismus führen. Vor allem wenn die Leben, die im Spiel sind, Soldaten gehören, die nicht genau wissen, ob sie unterdrückte Völker befreien oder verborgenen Interessen dienen.
Es wäre interessant zu wissen, welcher geheime Zufall hinter der Tatsache steht, dass in der letzten Zeit alle Kriege, ganz gleich welche Mächte sie anfangen, „Befreiungskriege“ gennant werden. Interessanterweise leisten viele dieser „unterdrückter Völker” auch noch Widerstand gegen ihre Befreier.
Neben dem Pazifismus wirft Remarque noch ein anderes Thema auf: Das Thema des Generationskonflikts.
Er zeigt eine kaputte und traurige Jugend. Die Bindungen mit der Generation ihrer Eltern lösen sich auf. Die Jungen leiden darunter. Sie sind nicht glücklich. Sie empfinden nicht das Gefühl, dass sie sich von einen Joch befreien haben. Was sie fühlen, ist die Bitterkeit und Beklemmung der Einsamkeit. Im Krieg haben sie bemerkt, dass sie allein vor einer großen Leere stehen. Niemand kann ihnen helfen. Sie sind verzweifelt. Plötzlich ist der alte Weg verschwunden und es gibt niemanden, der ihnen sagen kann, wo und wohin sie weiter gehen sollen. Die Repräsentanten der Autorität, an die sie immer geglaubt hatten, können ihnen nicht mehr erklären, worin das Leben und die Existenz bestehen. Alles war ganz anders geworden: von den Produktionsbedingungen bis zum Regierungsmodell.
Die alte Generation konnte nicht mehr ihr Vorbild sein. Die Modernität hatte sie unvorbereitet und ahnungslos erwischt. Die neue stand allein vor den neuen Zeiten.
Das hat den Riss zwischen beiden Generationen verursacht. Es gab keine Rebellion. Die neue Generation hatte keine exorbitante Sehnsucht nach Freiheit. Nicht einmal den Stolz, mit neuen Technologien besser umgehen zu können.
Aber gerade dieses Einsamkeitsgefühl führte zu der Konsequenz, dass diese Jungen alles zurückwiesen, was mit der älteren Generationen zu tun hatte. Sie lehnten alles ab, was „schon gemacht“ war.
Sie waren auf eine zwanghaften Suche nach neuen Kunstformen und Existenzweisen. Das Letzte war immer das Beste. Das Letzte war die Avantgarde - bis zur einem Punkt, wo die beste Avantgarde die avantgardistische Avantgarde war.
Auch Brecht beklagte dieses ständige Bemühen nach Neuerung. Er meinte, dass solche Anstrengungen oft nur Inhaltlosigkeit der Ideen verschleierten. Das Gute könne man mit alten Steinen bauen, meinte er.
Dieser Fanatismus für das Neue ist in der Tat Spiegelung der Unvernuft. Er hat die aktuelle Kultur in eine „Kultur des Benutzens und Wegwerfens“ verwandelt.
Aber das Verhalten der Erwachsenen ist noch unsinniger. Statt bestimmte Prinzipien zu verteidigen, haben sie den Lebenstil ihrer Kinder übernommen und damit ihre Unsicherheit. Per definitionem ist die Jugend immer unsicher. Sie wissen noch nicht, wer sie sind und wie sie in der Gesellschaft auftreten sollen. Sie wissen noch nicht einmal, was sie wollen. Ein Grund dafür ist, dass die Wahlmöglichkeiten unermesslich sind. Ein anderer, noch wichtigerer Grund: die Jugend noch mit i (están haciéndose) und noch nicht „schon gemacht“.
Die Generation der 68er hat sich zwar bemüht, Freunde und Kollegen ihrer Kinder zu werden. Sie hat aber vor der neuen Haltung der Gesellschaft nachgegeben: Hedonismus und Null-Bock-Haltung, gerade wenn die junge Generation sie am meisten brauchte.
Es ist nicht selten, Erwachsene zu finden, die voller Stolz erzählen, wieviel sie von den jungen Leute lernen. Es gehört einfach zum guten Ton. Solche Haltung beweist die Fähigkeit, neue Dinge zu lernen, immer offen für das Experimentieren zu sein. Jung zu bleiben, ist eine Zwangshaltung geworden. Eine Bessesenheit.
Kaum jemand sieht, dass solches Verhalten zeigt wie unreif einige ältere Leute sind. Sie wollen lieber lernen als lehren. Damit verpassen sie die Möglichkeit, der Jugend zu geben, was sie braucht. Sie benötigt Prinzipen gegen die sie rebellieren kann. Die Erwachsenen vergessen, dass die Jugend das Bedürfnis nach den Etablierten des „schon gemacht“ hat, um das zu reformieren oder gegebenenfalls sogar zu zerstören.
Man entzieht den Jungen alle Stützpunkte und man lässt sie glauben, dass jeder von ihnen der „neue“ Mensch sei. Man beraubt ihnen den historischen Charakter, den jeder Mensch hat.
Überdies verhindert das Fieber der Jugend für das Neue, dass sie sich für die Leistungen die Menschheit interessieren. Das Wichtigste ist nicht mehr die „Verbesserung“. Das interessiert nicht. Das Wichtigste ist, die Dinge „anders zu machen“.
Aber es kann keine Menschheit geben, wenn man ihre historischen Errungenschaften ignoriert und nur auf ewige Veränderung baut. Es ist wahr, dass die neue Generation verloren und desorientiert ist. Ihren Vorgänge ist es jedoch genauso ergangen.
Seit den Anfang des 20. Jahrhunderts haben die Erwachsenen Haltungen eingenommen, die sie in Bezug auf ihre Funktion als Referenz für die Jugend entfernt haben.
Vielleicht wäre es gut daran zu denken, bevor man alle drei Jahre neue psychopädagogischen Theorien der Kindererziehung vorschlägt und alle fünf Jahre neue Lehrpläne verabschiedet, damit unsere Kinder ohne viele Kenntnisse aber mit viel Spaß die Schulzeit bestehen. Und das nur, um zu beschließen, dass unsere Jugend unter einen Krise des Wertens leidet!
Es wäre anständiger zuzugeben, dass es vielleicht die Erwachsene sind, die eine Krise der Werte haben. Die mit fünzig Jahre an nichts und niemanden glauben und immer noch in dieselbe Disko wie ihre Kinder zum Flirten gehen. Oder die die mit sechzig lieber den Everest erklimmen wollen als sich um ihre Enkelkindern kümmern.
Wäre es nicht vorteilhafter, wenn sie ihre Kräfte in ihre Sprösslingen investierten? Wäre es nicht besser, wenn sie sie zwängen, die Hausaufgabe zu machen und Geige zu üben (wenn Sie denken, dass „zwingen“ zu stark ist, können Sie es durch „überreden“ ersetzen). Es könnte auch ganz lustig sein, ihre superbekannte Lebensgeschichte ihren Enkelkindern (falls sie welche haben – denn die Jungen lieben alles Neue machen nur keine kleinen neuen Leute machen) zu erzählen, während sie alle –ohne, dass die Muter das weiß – heimlich ein Stück Kuchen direkt vor dem Mittagsessen essen.
Vielleicht wäre das gerade das Neueste - wer weiß.
Bis zur nächsten Woche - genießen Sie ihr Alter, egal welches!
Isabel Viñado
Gascón
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